Viele, zumindest in der Kindheit stattgefundene Naturereignisse haben auf bestimmte Einstell-ungen der erwachsenen Personen Auswirkungen.
So haben die Häufigkeit des Kontakts zur Natur im Kleinkindalter, die Art wie dieser Naturkontakt vermittelt wurde und auch die Qualität der Erinnerungen an frühe Naturbegegnungen signifikante Auswirkungen auf bestimmte Verhaltensmuster, wie etwa die Häufigkeit von Ausflügen in die Natur und beeinflussen auch die emotionale Einstellung zur Natur.
Es scheint, dass auch die Wahl des Berufs durch diese Kindheitserlebnisse mit beeinflusst wird.
Im großen und ganzen entsprechen die Ergebnisse der anfangs geäußerten Hypothese einer „engen Korrelation zwischen frühkindlichen Naturerlebnissen und späterer Naturbegeisterung bzw. späterer Sinn für Naturschutz“.
Generell scheint die Haltung der Eltern zur Natur die Kinder signifikant zu beeinflussen, etwa deren emotionale Einstellung zur Natur, und die Tatsache, ob sie dies den Kindern vermitteln konnten. Auch hier entsprechen die Ergebnisse großteils der aufgestellten Hypothese, derzufolge Erwachsene, deren Eltern „Naturliebe“ empfanden und diese vermitteln konnten, später etwa eher eine positive emotionale Einstellung zur Natur hatten.
Allerdings gab es auch hier Ausnahmen. Eine wahrscheinliche Erklärung für diese Abweichungen in manchen Punkten von der allgemein beobachteten Linie ist, dass viele andere Faktoren das Verhalten des Erwachsenen mitbestimmen, und sich auch diese Faktoren gegenseitig beeinflussen oder von Ereignissen der Kindheit mitbestimmt werden. Ein Hauptfaktor ist sicher das Bildungsniveau, aber auch Alter, Geschlecht, Netto- Haushaltseinkommen und Beruf nehmen untereinander aufeinander Einfluss und ebenso auf das Natur- und Umweltverhalten des Erwachsenen und seinen Einstellungen.
Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war die Überprüfung von vermuteten Korrelationen zwischen frühkindlichen Naturerfahrungen und dem späteren Verhalten Erwachsener. Diese Vermutungen lassen sich durch die Ergebnisse der Auswertungen des Fragebogens, insbesondere auch durch die ökonometrische Analyse, bekräftigen.
Da die ersten Lebensjahre die „prägende Zeit“ sind, liegt nahe, dass Naturerfahrungen gerade in diesem Alter von sehr hohem Wert sind, auch wenn manche der angegeben Erinnerungen aus dem Altersbereich der über 6jährigen kommen sollten.
Eine weitere Fragestellung befasste sich mit dem Thema, ob im Kindergartenalter schon Unterschiede zwischen Stadt- und Landkindern feststellbar wären. Diese Frage schien wichtig, da ja einerseits Landkinder mehr Naturkontakt haben, aber dennoch gerade unter konventionellen Bauern die Natur oft als „Ware“ betrachtet wird, deren Wert sich in erster Linie aus den erwirtschaftbaren Ressourcen ergibt.
Zur Erforschung dieses Aspekts wurden ein städtischer Kindergarten und einer vom Land ausgewählt. Da es sich aber bei den Landkindern um Kinder einer Ortschaft im Nahbereich Wiens (Seyring) und bei den Stadtkindern um Kinder eines Kindergarten im Stadtrandbereich handelte, deren Kindergarten über einen großen Garten verfügte, fielen die Unterschiede, wie zu erwarten war, eher gering aus. Die Landkinder schnitten lediglich bei einem Rätselspiel, bei Verbalisierungen und beim Zuordnen mancher Eigenschaften (Fühlqualitäten von Rinde) geringfügig besser ab.
© Mag.a Silke Geroldinger 2007